Gebt ihm ein F

 

 

 

Lieder unterliegen dem Energieerhaltungsgesetz. Da geht nichts verloren. Lieder bilden unsichtbare Geflechte und heimliche Verbindungen zwischen den Menschen. Und sie rufen Erinnerungen wach. Jeder trägt einen Klimperkasten mit sich herum, in dem der alte Kram versammelt ist: Reime, Werbesprüche und Fetzen von Liedern. Die liegen da auf der Lauer und warten darauf, dass sie aufgerufen werden. Wir haben das nicht vergessen. Es kommt uns manchmal nur so vor.

 

 

 

Als Roberto Blanco einst beim Waken-Open-Air-Festival auftrat, war das als Teil einer breiten Kampagne gegen Alzheimer gedacht, damit kämpfte er gegen das Vergessen. Vielleicht ist das nicht nötig. Lieder haben ihre eigenen Tricks, sich bei uns einzunisten, sich bei uns festzusetzen – und dann plötzlich einen Rattenschwanz von Erinnerungen zurückzubringen.

 

 

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Joan Baez hatte im Schatten des Turmes gesungen – wenn ich nur ihren Namen erwähne, klingelt es in meinen Ohren und mir fällt ein, dass ich ein Poster von ihr in meinem Kinderzimmer hatte und dass sie über meinen Schlaf wachte. Chris DeBurgh, John Fogerty, Billy Idol … das sind nur ein paar Namen von den Größen, die auf dem Burggelände aufgetreten sind, wo schon Ritterkämpfe stattfanden und nun ein Veranstaltungsort mit imposanter Kulisse für Mittelalter-Spektakel und Konzerte entstanden ist.

 

Das geplante Konzert mit Country Joe McDonald musste leider ausfallen. Dabei hatten sich die Veranstalter schon sehr darauf gefreut und hatten extra für ihn ein übergroßes F am Eingang zum Burghof angebracht. Country Joe war es nämlich, der bei dem legendären Woodstock-Konzert in die Menge gerufen hatte:

 

 

„Give me in ‚F’!“

 

 

 

Und die Menge hatte geantwortet: „F!“

Es ging noch weiter mit „U“ und „C“ und „K“, doch jetzt drückt er sich. Als er neulich gebeten wurde, sein Lied aus dem Film ‚Stille Tage in Clichy’ zu spielen, wollte er nicht, weil eben dieses Wort vorkommt, mit dem er früher so lautstark angegeben hatte. Das wusste man in Franken nicht. Sie hatten schon ein großes „F“ zur Begrüßung ausgehängt, um ihm wunschgemäß eins zu geben. Nun hängt es da und wirkt a weng traurig. Und es war so nett gemeint.

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